Geheimnisvolle Zeichen
Von mysteriösen Monumenten und erhabenen Klosterruinen
In der Wildeshauser Geest finden sich zahlreiche - insbesondere bronzezeitliche - Hinterlassenschaften, deren konkrete Funktion bis heute unbekannt ist.
Brettspiel, Kultstätte oder astronomische Zeichen? Bargloyer Steinkiste und Hexenstein
So legen etwa die während der Bronzezeit künstlich angelegten schalenförmigen Eintiefungen von Bargloyer Steinkiste (47) und Hexenstein (11) der Forschung seit über 200 Jahren Rätsel auf. Weltweit lassen sich die so genannten Schalen in ähnlicher Form nachweisen und doch ist ihre Funktion noch immer ungewiss. Handelte es sich bei den Schalen um Opfergefäße, Standorte von Totenlichtern, Fruchtbarkeitssymbole, Wegzeichen, Ortspläne, Sternbilder oder Entnahmestellen für Gesteinsstaub zu Heilzwecken? Oder dienten sie schlicht und ergreifend als Spielbretter?


Bargloyer Steinkiste, Blick auf die Schalen


Hexenstein bei Neerstedt, Blick auf die Schalen
Purer Sonnenkult?
In den 1920er Jahren barg man in Harpstedt (35) und Beckstedt (1)zwei rätselhafte Steine mit geheimnisvollen konzentrisch angeordneten Kreisen. Weltweit fand man lediglich einen weiteren vergleichbaren Stein – und zwar im nahegelegen Horsten (Ldkr. Wittmund). Bis heute konnte weder die ursprüngliche Funktion noch der eigentliche Entstehungszeitpunkt geklärt werden. Da ähnliche Kreismotive von bronzezeitlichen Felsbildern bekannt sind, geht man jedoch davon aus, dass die sonderbaren Motive während der Bronzezeit eingearbeitet wurden. Die Kreise wurden gemeinhin als Sonnendarstellungen gedeutet, weswegen man die Funde bis heute als „Sonnensteine“ bezeichnet.

Harpstedter Sonnenstein

Beckstedter Sonnenstein
Rätselhafte Schätze: Hortfunde
Vor allem aus der jüngeren Bronzezeit stammen die so genannten Hortfunde. Unter Hortfunden versteht man Funde, die mindestens aus zwei Gegenständen bestehen und ohne erkennbaren Zusammenhang zu einer Bestattung niedergelegt wurden. Da sie oftmals an schwer zugänglichen Stellen aufgefunden wurden, waren an die Niederlegung vermutlich kultische Handlungen (Opfergaben an Gottheiten, Selbstausstattung fürs Jenseits) gebunden. Allerdings stieß man auch auf leichter zugängliche Hortfunde, die als Händlerdepots gedeutet werden könnten.

Hortfund von Rethwisch,
Gemeinde Goldenstedt: Armringe, Halsring, Bügelplattenfibeln,
Rasiermesser, Lappenbeil (Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg)
Von hölzernen Paaren und stattlichen Klöstern
In den 1960er Jahren ging eine Sensation durch die Medien: Im Witte Moor nahe Hude stieß man nicht nur auf einen vorchristlichen Bohlenweg, den man wissenschaftlich nüchtern „Bohlenweg XLII“ nannte, sondern zugleich barg man einen Ausnahmefund: Zwei hölzerne Figuren aus der Eisenzeit, die so genannten „Kultfiguren des Witte Moores“ (40). Das ungewöhnliche Paar können Sie heute im Oldenburger Landesmuseum für Natur und Mensch besichtigen. Zur Veranschaulichung der damaligen hohen handwerklichen Qualität wurde inzwischen direkt am Fundort ein Abschnitt des Bohlenweges rekonstruiert und Repliken des ansehnlichen eisenzeitlichen Paares aufgestellt.
Unweit des rekonstruierten Bohlenweges XLII werden Sie hautnah mit der Mystik des Mittelalters konfrontiert: Direkt in Hude finden Sie eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Naturparks, die äußerst einladend gelegene, monumentale Klosterruine Hude (39).

Klosterruine Hude (13. Jh.)

Rekonstruierter Abschnitt des Bohlenweges
XLII (129 v. Chr.)