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GSG 952 „Visbeker Braut“ ***
Nahe Steinloge, Stadt Wildeshausen
Erlebnisroutenstation Nr. 55
Die Sage von „Braut und Bräutigam“
Inmitten der Ahlhorner Heide lag in alter Zeit ein großer Bauernhof. Der Besitzer war stolz und habgierig und hätte seine einzige Tochter gern mit einem reichen Bauernsohn aus der Umgebung verheiratet. Aber das Mädchen liebte einen armen Schäfer, der ihr Jugendgespiele gewesen war. Der hartherzige Vater kümmerte sich nicht um die Bitten seines Kindes, sondern setzte gegen den Willen des Mädchens den Hochzeitstag fest.
Am Hochzeitsmorgen bewegte sich ein Zug festlich gekleideter Menschen über die Heide auf Visbek zu. Voran schritt die geschmückte Braut mit ihren Eltern, dahinter das Gefolge der Verwandten und Nachbarn. Die Braut war totenblass, in ihren Augen standen Tränen. Immer näher kam sie dem Kirchdorf; schon hörte man die Glocken von Visbek läuten.- Da richtete das Mädchen in seiner Verzweiflung die Blicke gen Himmel und rief flehend: „Hilf, o Gott! Lieber will ich auf der Stelle zu Stein werden, als einem Manne gehören, den ich nicht lieben kann.“ Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, da erstarrte der Brautzug. Wo eben noch Menschen von Fleisch und Blut ihres Weges gezogen waren, erhoben sich mächtige Steine in zwei Reihen nebeneinander. Der Myrtenkranz, die Blumen und Bänder verwandelten sich in graue Flechten und Moose.- Auch der Zug des Bräutigams erlitt das gleiche Schicksal und erstarrte zu Stein. Die mächtigen Findlinge dort geben davon Kunde.
(aus: Etta Bengen, O Wunner, o Wunner. Wat ligg hier woll unner? Großsteingräber zwischen Weser und Ems im Volksglauben. Oldenburg 2000)
Erhaltungszustand:
Auch 5000 Jahre nach ihrer Errichtung begegnet die 80 m lange und 7 m breite „Visbeker Braut“ ihren Besucherinnen und Besuchern relativ unbeschadet: Die westlich gelagerte, über 5 m lange Kammer des rechteckigen Hünenbettes steckt noch bis zur Oberkante der Tragsteine im flachen Erddamm. Ein Deckstein ist – wenngleich verstürzt – erhalten.
Visbeker Braut
Oben: rekonstruierter Grundriss
Mitte: Grundriss, Zustand z. Zeitpunkt der Bestandsaufnahme
Unten: Schnitte
(nach Ernst Sprockhoff, Atlas der Megalithgräber Deutschlands. 1975, Bd. 3,
Großsteingrab Nr. 952)
Die Träger der Schmalseiten wurden ebenso wie drei Tragsteine der nordwestlichen Längsseite und zwei Tragsteine der südöstlichen Längsseite in ihrer entstehungszeitlichen Position überliefert. Zwei weitere Tragsteine sind offenbar in die Kammer gestürzt. Auch die Steine der Umfassung sind beinahe vollständig erhalten und befinden sich noch überwiegend in Originallage. Während die nordöstliche Schmalseite komplett zerstört ist, kann die gegenüberliegende mit prächtigen Findlingen aufwarten – nahezu 3 m beträgt deren sichtbare Höhe. Allerdings herrscht in der Forschung Uneinigkeit, ob letztgenannte Konstellation tatsächlich dem Originalzustand entspricht: Es kursiert die Theorie, im 19. Jahrhundert habe man die ehemaligen Decksteine der Kammer hierher verschoben und als vermeintliche Umfassungssteine aufgerichtet.
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